Viele Wörter in unserer Sprache entspringen der Astrologie. Eine "monatliche Marktanalyse" zum Beispiel enthält gleich zwei astrologische Bausteine, etymologisch gesehen. Dient sie der "Orientierung", kommt ein Begriff aus dem Horoskop hinzu.
Beginnen wir mit dem Wort "Monat". Es leitet sich ab von "Mond" und beschreibt ursprünglich den Zeitraum von einem Neumond bis zum nächsten. Der Begriff "Markt" hingegen stammt vom lateinischen Wort mercatus. Das wiederum gehört zu Merkur, dem Gott des Handels, der Märkte und Geschäftsleute.
Aber auch die Bezeichnungen unserer Wochentage sind astrologischen Ursprungs. Denn sie sind seit der Antike nach jenen sieben "Wandelsternen" benannt, die wir mit bloßem Auge am Himmel erkennen können. Besonders deutlich wird dies an den Namen der Wochentage in den romanischen und den germanischen Sprachen. Wie leicht zu verstehen ist, hat der Sonntag hier seinen Namen von der Sonne. Namensgeber für den Montag ist hingegen der Mond und im romanischen Sprachraum dann Luna. Der Dienstag hat seine Bezeichnung vom Kriegsgott Ziu bzw. Tyr, der dem römischen Mars entspricht. Der Mittwoch heißt im Französischen "Mercredi", also Tag des Merkur, im Englischen hingegen "Wednesday", Tag des Wodan, der als Gott der Kaufleute bei den Germanen galt. Der Donnerstag ist nach Donar benannt, dem germanischen Pendant für Jupiter. Namensgeberin für den Freitag ist Frija oder Freya, die nordische Entsprechung der Venus, nach der im romanischen Sprachraum der Freitag benannt ist. Der Samstag schließlich erhielt seinen Titel von Saturn, was am englischen Wort "Saturday" besonders deutlich wird.
Ähnlich wie die Wochentage stammen außerdem die meisten Namen für unsere Monate aus dem Kalender der Antike. Hier galt als Beginn des Jahres die Frühlingstagundnachtgleiche, gerade so wie in der Astrologie. Mit ihr startet das erste Zeichen Widder, das dem Planeten Mars zugeordnet wird, dem Namensgeber für unseren März. Der darauf folgende April wurde dann nach Aphrodite benannt, die das zweite Tierkreiszeichen Stier beherrscht. Der siebte Monat hieß hingegen September, was sich ableitet vom lateinischen Wort septem, das Sieben bedeutet. Beginn dieses Monats war dabei ursprünglich die Herbsttagundnachtgleiche am heutigen 23. September. Achter, neunter und zehnter Monat hießen dann folgerichtig Oktober von octo, acht, November von novem, neun, und Dezember von decem, zehn.
Aber nicht nur im Kalender, sondern auch im Alltag finden sich etliche Begriffe astrologischen Ursprungs:
Wer sich neu "orientiert" zum Beispiel, richtet sich im ursprünglichen Sinne des Wortes nach Osten aus, denn "Orient" bedeutet Osten. Ohne die Astrologie ergäbe es natürlich keinen besonderen Sinn, sich ausgerechnet dorthin auszurichten. Im Horoskop hingegen spielt das, was im Osten aufgeht, eine besonders wichtige Rolle. Es zeigt, was anliegt, was sichtbar werden will. Nicht nur die Planeten sind dabei von Bedeutung, sondern auch das Tierkreiszeichen, das hier erscheint - besser bekannt als Aszendent. Der Aszendent im Horoskop gibt daher Auskunft über die Art, wie sich jemand im Leben orientiert, im wahrsten Sinne des Wortes. Er zeigt die eigene Persönlichkeit, die eigenen Anliegen und alles, was sichtbar werden will.
Ein "cholerisches Temperament" zu haben ist eine Bezeichnung, die der astrologischen Vier-Elemente-Lehre entstammt. Es entspricht dem Element Feuer. Der Erde hingegen wird das melancholische Temperament zugeordnet. Wer eine Betonung von Erde im Horoskop aufweisen kann, gilt als bodenständig und erdverbunden. Der flatterhafte "Luftikus" hingegen wird von der Luft beherrscht. Ihm entspricht das sanguinische Temperament. Eher wechselhafte, passive Menschen mit Stimmungsschwankungen werden hingegen vom Element Wasser dominiert.
Wer "satt" ist, der ist laut Sprachgeschichte saturiert, also beim Grenzen setzenden Saturn angelangt. "Satisfaction" und alle Begriffe, die sich aus der Wurzel satis ableiten wie zum Beispiel das englische Wort "sad", sind ebenfalls Kinder des Saturn. Naheliegend auch, dass "Satan" ursprünglich eine Bezeichnung für Saturn war. Er galt im aufkommenden Monotheismus, in dem Planetengötter keinen Platz mehr hatten, zunächst als Engel. Hier diente er als Ankläger im göttlichen Gerichtshof, der die Rechtschaffenheit der Menschen testete und deren Sünden beklagte. Passend dazu steht Saturn in der Astrologie für das Gewissen.
Wer launisch ist, wird hingegen vom Mond beherrscht, denn das Wort "launisch" stammt vom lateinischen Wort für den Mond, Luna. So wie der Mond mit seinen unterschiedlichen Phasen ist
auch ein launischer Mensch vielen Schwankungen unterworfen. Nahezu trivial und dennoch logisch von unserem wichtigsten Stern abgeleitet ist es, ein Kind der Sonne, ein Sonnenschein zu sein oder
ein sonniges Gemüt zu haben. Und vom Planeten Mars stammt nicht nur unsere Bezeichnung für den März. Auch die Namen Martin und Martina, der Marsch, die Marter oder martialisches Verhalten sind
sprachlich Kinder dieses Planeten.
Das Göttliche und der Tag sind indes nach Jupiter benannt. Das iu in Iuppiter und der Name Zeus gehen dabei auf dieselbe indoeuropäische Wurzel diu zurück, was "hell"
bedeutet und die Haupteigenschaft Jupiters bezeichnet, der im Lateinischen auch Diespater und im Indischen Dyaus Pita, also Vater des Tages bzw. Vater des Himmels heißt. Die
lateinischen Wörter dies für den Tag oder Deus für Gott bestärken dies. Unser Wort für Tag kommt übrigens aus demselben Wortstamm, ebenso wie das englische Wort "day". Der
Begriff "jovial" hingegen leitet sich ab von Iovis, also dem Genitiv von Iupiter. Er steht für heiteres, wohlwollendes, großzügiges und gönnerhaftes Verhalten. Ob auch die Bezeichnung
Jehowa mit Jupiter verwandt ist, bleibt noch zu erforschen. Naheliegend ist es auf jeden Fall.
Von Venus, der Göttin für Partnerschaft und Liebesangelegenheiten, stammen dann die "venerischen" Interessen sowie das dafür vorteilhafte "Aphrodisiakum", ein Begriff, der sich ableitet von
Aphrodite, der griechischen Entsprechung von Venus. Der Freier sowie das Freien sind nach dann nach Freya, der germanischen Version dieser Gottheit benannt. In ihrer Eigenschaft
als Morgenstern im alten Rom als Lucifer bezeichnet, wurde sie später im Christentum verteufelt, im wahrsten Sinne des Wortes.
Aber auch die Venen des Körpers unterstehen etymologisch höchstwahrscheinlich der Venus, im Gegensatz zu den Arterien, die hier mit Ares, also dem Pendant von Mars verwandt sind. In
diesem Zusammenhang wichtig zu erwähnen ist, dass Mars und Venus seit der Antike als sich ergänzende Pole gesehen werden. Mars steht hier für voranstrebende, Venus für anziehende Dynamik. Beide
gelten außerdem als Liebespaar und als Sinnbild für männlich und weiblich. Das wird besonders an den Symbolen deutlich, die ihnen zugeordnet werden. Denn das Symbol für Mars ist das klassische
Männlichkeitszeichen und das für Venus das Weiblichkeitszeichen.
Derartige astrologische Symbole finden wir außerdem in Biologie und Botanik. Hier zeigt das Zeichen für Sonne, dass es sich um eine einjährige Pflanze handelt, angelehnt an die Tatsache, dass die
Erde ein Jahr benötigt, um die Sonne zum umkreisen. Das Symbol für eine mehrjährige Staude hingegen ist das von Jupiter, der 12 Jahre für eine Umrundung benötigt. Und langlebige, verholzende
Pflanzen werden mit einem Saturn-Symbol gekennzeichnet, da Saturn von allen am Himmel sichtbaren Planeten am längsten braucht, um die Sonne zu umrunden.
Astrologie begegnet uns zudem in der Chemie, wo zum Beispiel das Element Quecksilber nach dem Planeten Merkur dann "Mercurius" genannt wird. Zudem sind die Symbole für Quecksilber, Gold, Silber,
Kupfer, Eisen, Zinn und Blei identisch mit denen der Planeten, die ihnen zugeordnet werden.
Ganz ohne Bezug zu den Planeten gibt es aber noch weitere Begriffe, die der Astrologie entstammen. So sprechen wir zum Beispiel gerne von sozialen "Konstellationen" Befindet sich jemand auf der
Höhe seines Wirkens oder gar seines Ruhms, so ist er am "Zenit des Lebens" angekommen. Fast schon müßig zu erwähnen, dass auch in der Astrologie der Zenit für ruhmreiches Wirken in der
Öffentlichkeit steht. Aus der Stundenastrologie kommt hingegen das Wort "Malheur", das wörtlich übersetzt "schlechte Stunde" bedeutet, ganz im Gegensatz zur "Gunst der Stunde" die sprichwörtlich
"unter einem guten Stern steht". Ganz ähnlich verhält es sich mit dem "Desaster", das aus dem Griechischen und Lateinischen kommend nichts weiter bedeutet als "Unstern" bzw. "schlechter Stern".
Wer hingegen nicht genau weiß, wie sich etwas entwickeln wird, sagt häufig: "Das steht noch in den Sternen", und hofft natürlich nicht auf ein Desaster.
Astrologischen Ursprungs sind außerdem Begriffe für Institutionen, Fachbereiche oder Marken. Die Justiz zum Beispiel stammt von Justitia, der lateinischen Entsprechung für die griechische Dyke, Göttin der Gerechtigkeit. Sie wurde im Sternbild Jungfrau gesehen, das sich im Tierkreiszeichen Waage befindet. Daher steht Justitia vor allem für die konkrete, ausgleichende sowie strafende Gerechtigkeit - und sie hält eine Waage in der Hand, mit der sie das rechte Strafmaß abwägt.
Die Bezeichnung "Merkur" finden wir hingegen für unterschiedliche Zeitungen und Verlage. Kein Wunder, ist Merkur doch der Botengott und steht für neutrale Berichterstattung, für Kommunikation und Sprache. Das griechische Pendant des Botengottes schickt uns hingegen als "Hermes" Sendungen ins Haus. Demeter, Göttin der fruchtbaren Erde und göttliche Entsprechung für das Zeichen Jungfrau, kennen wir passend als Warenbezeichnung für besonders natürliche Nahrungsmittel und weitere Produkte. Ihr Pendant Ceres ist dabei Namensgeberin für alle Zerealien - aber auch für "Cerveza", also Bier.
Als Energielieferant gilt hingegen der Schokoriegel "Mars". Außerdem werden nach diesem Planeten eher "männliche" Artikel benannt. Auch Schränke tragen häufiger seinen Namen. Unter der Bezeichnung "Ares" können wir dann Lampen, Motorräder, eine Rakete, Traktoren, Outdoor-Jacken, Elektromotoren und Kaminöfen bekommen.
Etwas gemütlicher ist natürlich "Luna". Mit diesem Namen finden wir vor allem Sofas, bequeme Schuhe, Pflegeprodukte und Gitarren. Das Pendant Selene liefert Damenunterwäsche. Auch "Venus" finden wir eher bei Artikeln für Frauen, insbesondere in den Bereichen Kosmetik, Dessous und Dekoration.
Jupiter indes ist Namensgeber für Blasinstrumente, außerdem für Fleischwölfe und andere Küchenmaschinen - vielleicht weil Jupiter bzw. Zeus in der Mythologie für seine "Fleischeslust" berüchtigt ist. "Saturn" ist uns aus der Werbung hinlänglich bekannt. Sein Name steht außerdem für weitere technische Produkte, insbesondere aus dem Transportbereich. Uranus ist häufiger Namensgeber von Lampen: Kein Wunder, steht er doch in der Astrologie mit Elektrizität in Verbindung und wird obendrein mit Prometheus assoziiert, der den Menschen das Licht vom Himmel holte.
"Neptun" begegnet uns passend, wenn es um Maritimes geht. Viele Schiffe, aber auch die Neptun Werft und das Hotel Neptun in Rostock sind nach ihm benannt. Außerdem finden wir ihn als Name von Schläuchen, Pumpen, Sprüh- und Spülvorrichtungen. Sein Pendant Poseidon hingegen verkauft Tauchprodukte. Schiffe und Schwimmvereine tragen ebenfalls seinen Namen. Und schließlich ist Pluto der Pate für einen berühmten Comic-Hund, aber auch für mindestens ein Mode-Label und einige weitere Designerprodukte. In der Astrologie steht Pluto passend dazu für die Fähigkeit, Dinge nach bestimmten Vorstellungsbildern zu gestalten, bis hin zur Karikatur.