Astronomie und Astrologie
Eineiige Zwillinge, die getrennt wurden
Betrachten wir die Geschichte der Menschheit, so stellen wir fest, dass Astrologie und Astronomie über Jahrtausende eins waren. Erst vor relativ kurzer Zeit, vor ungefähr 200 Jahren, hat sich die Astronomie vollständig von der Astrologie getrennt.
Der Astronom Herschel zum Beispiel, der dadurch berühmt wurde, dass er den Planeten Uranus entdeckte, war beruflich als Astrologe aktiv. Er fertigte astrologische Almanache und Wetterprognosen
an. Er sah ganz klar eine Verbindung zwischen dem, was Sterne und Planeten zeigten, mit dem, was auf Erden geschah. Der Mensch empfand sich als Einheit mit einem höheren, göttlich gefügten
Universum.
Erst seit der späten Neuzeit ist dieses allgemeine Weltbild dann vom Glauben an rein sachliche Zusammenhänge abgelöst worden. Die Welt wurde nun durch die Materie an sich erklärt. Mehr und mehr wurde abgelehnt, dass es eine höhere Ordnung gebe. Man wehrte sich gegen einen Sinnzusammenhang zwischen oben und unten, Kleinem und Großem. Die astrologische Sicht passte nicht mehr in die neuen Erklärungsmodelle.
Und so wurde die Astrologie abgespalten von der Astronomie, deren Vertreter sich gegenüber Astrologen nur zu gerne als etwas Besseres darstellen, als aufgeklärt und wissenschaftlich. Die Astrologie wurde dabei als Aberglaube gesehen, weil sie nicht messbar war: Aber auch Sinn lässt sich nicht messen.
Die Astronomie ist daher die Wissenschaft von der Vermessung des Weltalls. Die Astrologie hingegen sieht die Sinnverbindungen. Dabei gilt sie als Kulturwissenschaft. Bildhaft ausgedrückt, befasst
sich die Astronomie mit dem Gewicht, der Papiersorte oder der Farbauswahl eines Buches. Die Astrologie jedoch liest die Geschichte.
Leider mögen Astronomen keine Astrologen. Sie empfinden ihren älteren Zwillingsbruder als lästige Konkurrenz und halten ihn obendrein für blöd. Sie glauben, er würde naturwissenschaftliche Fakten
ignorieren. In Wirklichkeit ist es aber genau umgekehrt: Astrologen verstehen viel von Astronomie. Es sind die Astronomen, die sich gegenüber der Astrologie verschließen und hier nur zu gerne
Vorurteile aus ihrer eigenen, begrenzten Weltsicht einbringen. Welche falschen Argumente hier gerne ins Feld geführt werden, erfahren Sie in der Diskussion zum Thema Astrologie.
Wie auch immer: Ich finde, die beiden Zwillinge Astronomie und Astrologie ergänzen sich in ihrer Sichtweise gut. Es wird Zeit, dass sie sich gegenseitig wieder respektieren und vernünftig miteinander reden.
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